Kritik: Inkassos sind insgesamt überflüssig!
Ich muss eine kleine Kritik zum Thema Inkasso äußern:
Nämlich daran, dass gegen Inkassobüros an sich nichts einzuwenden wäre und das Problem nur die schwarzen Schafe seien, die betrügerische Forderungen eintreiben. Aber auch die "seriöse" Inkassobranche, was auch immer man darunter verstehen mag, ist ein Problem!
- Es handelt sich aber grundsätzlich um einen "grauen Markt" ohne annähernd hinreichend geregelte Rechtsgrundlage und Kostenregeln.
- Es ist eine Branche, die gewerbsmäßig Druck und Zwang ausübt, eine Tätigkeit, die sonst mit gutem Grund Rechtswesen und Polizei vorbehalten ist.
- Sie erzielt Erträge nicht wirklich durch Leistungen, sondern durch künstliche Kostengenerierung aus Vertragsverstößen, die oft aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit begangen wurden, und die den tatsächlichen Schaden bzw. den notwendigen Aufwand zur Geldeintreibung weit übersteigt. Unberechtigte oder betrügerische Forderungen sind hierbei bewusst ausgeklammert.
- Sie lebt vor allem von Angst, Einschüchterung und Unkenntnis der Menschen, die dadurch Beträge zahlen, für die es entweder gar nicht oder nur in geringerem Maße eine Berechtigung gibt. Die geforderten Inkassogebühren liegen fast immer weit über den Beträgen, die ein Anwalt nach RVG verlangen könnte (in einigen Fällen wird auch ein RVG-Bezug mit völlig überzogenem Gebührenfaktor, z.B. 1,2 für einfache Mahnschreiben, bis zu 2,5 angegeben). Es wird mit Fantasiekosten gearbeitet, für die es keine Rechtsgrundlage gibt ("Kontoführung", "Outboundgebühren" usw.). Wenn Inkassos behaupten, sie seien beim Forderungseinzug erfolgreicher als Anwälte, dann wohl vor allem durch solche überzogenen oder ganz ungerechtfertigten Kostenforderungen! Dass in vereinzelten Urteilen, im Gegensatz zur Allgemeintendenz, Inkassos auch solche Mondgebühren zugestanden werden, ist keine allgemeine Rechtfertigung.
- Mit diesen völlig willkürlichen Kostenforderungen befördern sie auch eine unehrliche Preisgestaltung in der Wirtschaft, vor allem im Verbrauchergeschäft (z.B. Mobilfunk, Telekommunikation allgemein, Energie): Nach außen billige oder gar Dumpingpreise, wenn es zu Problemen (auch vom Unternehmen selbst verschuldeten) kommt, das eigentliche Geschäft mit Fantasiekosten für Mahn- und Rücklastgebühren, Inkassos, Vertragsstrafen und dergleichen machen.
- Auch "seriöse" Inkassos kümmern sich kaum um Widersprüche der Betroffenen, wenn eine Forderung möglicherweise unberechtigt ist und der Betroffene das nachvollziehbar schildert. Vielmehr wird auch dann (vor allem bei telefonischem oder Mailkontakt) versucht, Druck auszuüben, alles aus Ausreden hinzustellen und den Betroffenen zur Zahlung der wahrscheinlich unberechtigten Forderung zu bewegen. Bei schriftlichem Widerspruch geben auch "seriöse" Inkassos nicht immer sofort den Fall ab, sondern versuchen weiter, mit Drohschreiben und immer höheren Kostenforderungen, eine Zahlung zu erreichen.
- Es ist Profitschlägerei aus sozialen Notlagen, da viele Leute eben nicht viel Geld haben (schlechte Arbeitslöhne, minimale und zunehmend unsichere Sozialleistungen) und die Folgen langfristiger Verbindlichkeiten nicht übersehen. Fehlgeschlagene Abbuchungen z.B. treten unter solchen Umständen fast zwangsläufig auf. Gleichzeitig werden die langfristigen Verträge oder Kredite regelrecht aufgedrängt.
- Wenn es zum Prozess kommt, muss doch ein Anwalt ran. Sollten da wirklich dem (tatsächlichen oder behaupteten) Schuldner Inkasso + Anwaltsgebühren aufgedrängt werden?!?
Um zustehendes Geld einzutreiben, braucht man keine Inkassobüros! Sie sind schlicht und einfach überflüssig!
Man kann selbst mahnen und die Kosten dafür sogar vom Schuldner fordern, gerichtliche Mahnbescheide selbst veranlassen, und nötigenfalls anwaltliche Hilfe nehmen. Dass es unter den Anwälten auch schwarze Schafe gibt, ist ein anderes Thema; wenigstens sind hier die gesetzlichen Regeln besser und die Gebühren einigermaßen geregelt. Allerdings müssen die Anwaltsgebühren da deutlich verringert werden, wo es um regelmäßige oder massenhafte Rechtsbesorgung geht und durch Optimierungsvorgänge auch die Kosten entsprechend geringer sind.
Als seriöser Gläubiger würde ich auch sehen, dass, wenn ich Geld eintreiben muss, das möglichst auf dem Rechtsweg mache. Drohung und Zwang zur Durchsetzung von Rechten sollten in einem vernünftigen Staat den staatlich kontrollierten Organen vorbehalten sein und nicht als gewinnorientierte Geschäftstätigkeit ausgeübt werden! Ich habe eher Verständnis für "Selbstjustiz" eines geprellten Gläubigers (die i.d.R. nicht nötig ist; gegen "Profischuldner" kommen dagegen auch Inkassos kaum an!), als für Gewinnerzielung durch Drohen, Einschüchterung und Zwang (auch, wenn es kein "Russen-Inkasso" ist).