Kann ich Dir ein paar aufzählen: Erst einmal hat die Parteienwirtschaft von heute mit der klassischen Gewaltenteilung absolut nichts mehr zu tun. Die Parlamentarier sind, um nicht "gemeingefährliche Abweichler" zu werden, zu Ja-Sagern degradiert, die wichtigen Entscheidungen werden von wenigen Leuten in den Parteigremien gefällt und auch die Richterposten werden im Verhälnis der gewonnenen Stimmen von den Parteien besetzt.
Die Hälfte der im Bundestag vertretenen Parteien "wählst" Du mit der Liste, die andere Hälfte dagegen sind Direktkandidaten. Anzufügen bleibt hier, daß sehr viele Wähler in der Tat meinen, sie würden mit ihrer Erststimme die Regierung und mit der Zweitstimme die Opposition wählen. Das ist ein Erfolg der Verdummungstaktik allgemein, hier insbesondere der der kleineren "Parteien", die bereits mit dem slogan geworben haben: "Wenn Sie uns schon nicht Ihre Erststimme geben, dann eben Sie uns doch zumindest Ihre Zweitstimme!".
Ok, Du wählst also eine Liste, da stehen ne Menge Leute drauf. Wenn Du also hier F.W. Steinmeier wählst , entscheidest Du Dich gleichzeitig für viele Leute, die Du entweder gar nicht kennst oder sogar gar nicht ausstehen kannst. Du mußt also entweder alle gleichzeitig oder keinen von ihnen wählen.
Wenn Du dann siehst, wie Du nach der "Wahl" vera....t wirst, müßte Dir doch zumindest aufgehen, daß Du nicht an irgendeiner politischen Entscheidung mitgewirkt, sondern vielmehr dafür gesorgt, daß die Politiker erst einmal einige Jahre alles, was sie tun, unter dem Deckmantel des angeblichen Volkswillens nach ihrem eigenen Gutdünken gestalten können. Der Bürger wird zu entscheidenden Dingen wie dem Einsatz in Afghanistan, der Einführung neuer Währungen, dem Verschleudern öffentlicher Gelder durch Zahlung an neue unterentwickelte EU- Länder, die dann damit neue Infrastrukturen in ihren eigenen Ländern schaffen und Deutsche Arbeitsplätze ins Land holen (die hier dann natürlich wegfallen, siehe Nokia) nicht mehr gefragt. Das ist ja vom Grundgesetz auch nicht vorgesehen. In anderen Ländern dagegen schon und das aus gutem Grunde.
Hier in Schleswig-Holstein hatte die SPD unter Heide Simonis mal die Möglichkeit von Volksentscheiden eingeführt und war mächtig stolz darauf. Es dauerte auch nicht lange, und es kam zu einem. Es ging seinerzeit um die Rechtschreibreform. Schon vor der Volksabstimmung wurde von der Kultusministerin geäußert, daß, wenn das Volk sich dagegen entscheiden würde, eben ein Gesetz gemacht würde, daß das alles wieder aufheben würde.
Und so kam es dann auch. Das Volk hat sich mit überwältigender Mehrheit dagegen entschieden und kurz darauf kam das Gesetz, um diesen Volksentscheid wieder zu kippen. Toll, das ist wahre Demokratie!
Es gibt auch sehr viele Prominente, darunter Politologen und Geschichtswissenschaftler, die nicht wählen gehen und sagen, warum sie das nicht mehr können. Die diesbezüglichen links auf Google sind jedoch seit dieser unseligen Jan-Hofer-Verblödungsgeschichte derart zugespammt, daß ich jetzt nicht mehr fündig geworden bin.
In jedem Falle, und damit muß ich hier aus Zeitgründen erstmal schließen, fehlt es den Regierenden mehr und mehr an Legitimation, wenn sie erkennen müssen, daß viele der von ihnen verwalteten Bürger durch "Nichtwählen" ihnen eben gerade diese Legitimation verweigern.
Das sind, wie gesagt, erstmal nur einige Gründe, warum ich meine Wahlkarten mit dem Vermerk "Annahme verweigert" zurückgehen lasse.
Viele Grüße erst einmal
manafraid